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Kalligrafischer Ursprung

Die Buchstaben in der oberen Zeile haben eine unterschiedliche Kunstruktion als die Buchstaben in der unteren Zeile. Sie sind unterschiedlichen Kalligrafischen Ursprungs. Es macht nichts ob eine Schriftart Serifen besitzt (wie die Times New Roman) oder eben nicht (wie die Arial).
Die Buchstaben in der oberen Reihe wurden mit einem Spitz zulaufenden Stift (kalligrafisches Werkzeug) konstruiert. Der Kontrast wurde durch unterschiedlichen Druck auf den Stift verursacht, nicht durch die Form seiner Schreibfeder. Die Bodoni ist ein Beispiel dafür, aber auch Sans-Serif Schriften wie die Helvetica sind so entstanden. Der dickste Teil wird (meistens) total vertikal sein. Aus dieser Perspektive heraus betrachtet gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Bodoni und Helvetica. Beide wurden auf gleiche Art konstruiert. Lediglich der Kontrast variiert.
Die Buchstaben in der unteren Zeile beruhen ursprünglich auf Zeichnungen mit einer Breitfederspitze. Der Kalligrafiestift selbst hat einen dicken und einen dünnen Teil. Der Kontast in der Schrift entsteht hier also aufgrund der Form des Stiftes, nicht wegen des Drucks. Du schrägst den Stift hierbei in einem Winkel von 30° auf dem Papier an. Auf diese Art wird der Grundstrich Deines Buchstaben nicht in vertikaler Richtung liegen. Ebenso wird auch der dünnste Teil des Buchstaben nicht vollständig horizontal sein. Schriftarten wie die Garamond oder Minion sind auf diese Art konstruiert. Aber auch Sans-Serif Schriften wie die Gill Sans haben eine Konstruktion die auf der mit der breiten Feder beruht.
Wenn Du mehr über die unterschiedlichen Ursprünge wissen möchtest, lies die Bücher von Gerrit Noordzij. Seine Ausführungen und Theorien werden in vielen seiner Werke erklärt. „The stroke of the pen“ ist ein guter Einstieg. Du kannst einen kleinen Teil von Noordzijs Theorien auch online lesen.
www.letterror.com/noordzij/streek/chapter2/index.html